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Tipps für die Wechseljahre

Für die Wechseljahre gibt es zwei völlig verschiedene Drehbücher. Im ersten wird die Hauptrolle von einer genervten, zickigen Endvierzigerin gespielt, die häufig grundlos heulend zusammenbricht, weil ihre Hormone verrückt spielen. Der Gegenentwurf handelt von einer überaus schwungvollen Frau um die Fünfzig, die – endlich, endlich – Zeit hat, zu sich selbst zu finden und alle die Projekte zu verwirklichen und die Hobbys anzupacken, die sie bisher vernachlässigen musste.

Geht's nicht auch – in beiden Szenarien – eine Nummer kleiner? Zu lesen, die Wechseljahre seien weitgehend unproblematisch und eröffneten - bei einigermaßen gutem Willen der Betroffenen – neue, phantastische Lebenschancen, macht mich genauso unsicher und zornig wie das Horrorbild der Wechseljahre als der Anfang vom Ende, als erstem Schritt auf dem langen Marsch zum ausgetrockneten, buckligen, windeltragenden Hutzelweibchen.

Früher waren die Zeiten zwar nicht einfacher, aber mit dem Klimakterium waren eindeutig auch Entlastungsmomente verbunden. Die Frauen waren froh, die Monatsblutungen mit all den unangenehmen Begleitumständen los zu sein, mussten sich nicht mehr vor unerwünschten Schwangerschaften fürchten oder gaben eine bereits versandete Sexualität endgültig auf, sie hatten nicht mehr für den Nachwuchs zu sorgen und befreiten sich vom Zwang, gängigen Schönheitsidealen zu entsprechen.

Autorin: Ingrid Zehnder-Rawer