Echtes Johanniskraut
Die Arzneipflanze des Jahres 2015 ist das Echte Johanniskraut (Hypericum
perforatum), das bekanntermaßen bei Angstzuständen, nervöser Unruhe
sowie leichten bis mittelschweren Depressionen wirkt. Neu ist, dass
Extrakte der Heilpflanze auch in der Krebstherapie sowie bei Alzheimer
erforscht werden.
Diese neuen Ansätze sind auch mit ein Grund, warum sich der «Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde» an der Universität Würzburg für die 15 bis 30 Zentimeter hohe Pflanze entschieden hat. Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) wird in der Naturheilkunde auch als Tee oder Öl verwendet, z.B. um Schnitt- oder Schürfwunden zu behandeln oder innerlich bei Entzündungen der Magen-Darmschleimhaut.
Aufgrund von möglichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind hoch dosierte Johanniskraut-Präparate nur über eine vorherige Fachberatung (Schweiz) oder auf Rezept (Deutschland) erhältlich.
Hohe Lichtempfindlichkeit?
Immer wieder wird auf die starke photosensibilisierende Wirkung von Johanniskraut-Präparaten hingewiesen, also eine erhöhte Licht- bzw. Sonnenempfindlichkeit der Haut hervorrufen können und demzufolge im Sommer abgesetzt werden sollten. Diese Behauptung lässt sich nicht aufrechterhalten, was mehrere Studien belegen. Darin wurden hochdosierte Hypericum-Extrakte getestet, wobei sich die Lichtempfindlichkeit der Probanden nach zweiwöchiger Einnahme nicht änderte.
Die Warnungen vor der Photosensibilisierungsgefahr durch Johanniskraut beruhen darauf, dass bei Weidetieren mit heller Haut, die viel Johanniskraut gefressen hatten, Hautausschläge und Bläschenbildungen beobachtet wurden. Beim Menschen treten solche Effekte, wenn überhaupt, erst nach einer drastischen Überdosierung mit Johanniskraut-Präparaten auf. Bei wiederholter Gabe sehr hoher Hypericum-Extrakt-Konzentrationen oder reinen Hypericins, wie sie beispielsweise in der antiviralen Behandlung von HIV-Patienten (Dosierungen von 2000 mg oder mehr pro Tag) zum Einsatz kommen, könnte mit einer erhöhten Lichtempfindlichkeit der Haut zu rechnen sein. Dieser spezielle Anwendungsbereich erfordert allerdings ein Mehrfaches der für Johanniskraut-Präparate zugelassenen Tagesdosis.
Beruhigende Wirkung für die Haut
Die für die antidepressive Behandlung therapierelevanten Dosierungen sind hingegen in aller Regel viel zu gering, um eine phototoxische Reaktion hervorrufen zu können. Auch wenn Johanniskraut äußerlich, zum Beispiel als Öl, angewendet wird, tritt eine erhöhte Lichtempfindlichkeit nur sehr selten auf. Im Gegenteil, Johanniskrautöl hilft bei der Nachbehandlung von Sonnenbrand und wirkt beruhigend auf die Haut.
Im Übrigen gibt es eine ganze Reihe synthetischer Arzneimittel mit photosensibilisierenden Eigenschaften. Dazu gehören u.a. entwässernde Mittel, Arzneistoffe zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen, nicht-steroidale Entzündungshemmer und zahlreiche Antidepressiva.
(Quelle: JournalMED/CR, A.Vogel Gesundheits-Nachrichten, Ausgabe 9/11, pharmazeutische-zeitung.de, sueddeutsche.de)
Zuletzt aktualisiert: 26.1.2015