Gentiana ist lateinisch und, so Plinius und Dioskurides, nach Genthios, dem letzten König der illyrischen Labeaten, benannt, der die Heilkräfte der Pflanze entdeckt haben soll. Lutea ist abgeleitet vom lateinischen luteus, was «gelb» heisst. Die Enzianwurzel wird bereits bei Dioskurides, Plinius, Celsus und Galenos ausführlich behandelt und galt als Mittel gegen den Biss giftiger Tiere, gegen Seitenschmerzen, Leber- und Magenleiden, Krämpfe und Fieber. Leonhard Fuchs schreibt im 16. Jahrhundert: «In Summa Entzian wurzel und der safft darvon nehmt hinweg allerlei verstopffung. Seind ein treffentliche Artzney für allerlei gifft und bekommen seer wol dem schwachen Magen.» Die deutsche Bezeichnung Enzian ist eine Lehnübersetzung des lateinischen Namens Gentiana.
Der Enzian ist eine ausdauernde Pflanze, die bis zu 60 Jahre alt werden kann. Die mächtige Pfahlwurzel bildet während einiger Jahre lediglich eine grundständige Blattrosette. Daraus entwickeln sich ab dem zehnten bis zwölften Jahr die über 1 m hoch werdenden, hohlen Stängel, an denen die grossen, breit-lanzettlichen, blaugrünen Blätter gegenständig angeordnet sind. Sie tragen 3–10 blattachselständige, trugdoldige Blüten. Die goldgelben Blüten sind radförmig in einer fünfzipfeligen Krone angeordnet. Die Blütezeit ist von Juli bis August.
Der Enzian ist eine Gebirgspflanze und wächst auf Bergwiesen in einer Höhenlage von 750 bis 2'500 m. Er ist in den voralpinen und alpinen Regionen der höheren Mittelgebirge Zentral- und Südeuropas und Kleinasiens heimisch. Gentiana lutea ist die einzige Enzianart, die zur Drogengewinnung kultivierbar ist.
A.Vogel verwendet die frischen Wurzeln mehrjähriger Pflanzen aus Wildsammlung zur Herstellung der alkoholischen Urtinktur. Für Medizinalzubereitungen werden die Wurzeln im Frühjahr oder Herbst ausgegraben und schnell verarbeitet, um die Fermentierung zu verhindern. Fermentierte Wurzeln, die aromatischer, aber weniger wirkungsvoll sind, dienen zur Herstellung von Enzianschnaps und anderen Bitterlikören.