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Heißhunger - was tun?

Was tun bei Esssucht und Essen als Bewältigungsstrategie?

Heißhungerattacken am Abend? Angst vor dem Dickwerden? Missglückte Diätversuche? Diese und viele weitere «Essprobleme» gehören für Margreth Brühl zum Alltag. Als diplomierte Ernährungsberaterin am Kantonsspital Liestal und an der Klinik Schützen in Rheinfelden hat sie tagtäglich mit Menschen zu tun, die unter Störungen des Essverhaltens und Übergewicht leiden.

Dass immer mehr Menschen von Essverhaltensstörungen und Korpulenz betroffen sind, ist für die Fachfrau kein Zufall. «Es besteht ein Defizit an Verhaltensstrategien im Umgang mit dem Überfluss an Nahrungs- und Genussmitteln», sagt die 54-Jährige. «Hinzu kommen neue Essgewohnheiten, die durch Zeitknappheit, Effizienzdruck und die Lust, dauernd Neues zu entdecken, geprägt sind.»

Auch der kollektive Schlankheits- und Diätwahn spiele eine Rolle, unterstreicht Margreth Brühl. Die meisten Diäten seien fremdbestimmt, also durch Einflüsse von außen gelenkt, und würden die interne Regulation von Körper und Psyche außer Acht lassen. Viele Abnehmvorschriften würden beispielsweise einseitig auf Willen oder Disziplin setzen und das Kontroll-Paradox übersehen, dass ein Verhalten häufiger auftrete, wenn man es zu unterdrücken versuche.

«Comfort Eating» – Frustessen

Der Begriff Comfort-Eating leitet sich her vom englischen Wort «Comfort», auf deutsch «Trost» oder «Behaglichkeit». Der Comfort-Eater isst also, um sich zu trösten, beziehungsweise um sich behaglicher zu fühlen. Zum Beispiel, weil er gestresst ist, nervös, ängstlich, ungeduldig, besorgt, wütend, frustriert oder gelangweilt. Margreth Brühl sagt über das Comfort-Eating: «Bildhaft ausgedrückt, ziehen sich Comfort-Eater Pantoffeln an. Mit dieser Fußbekleidung fühlen sie sich wohl und entspannt. Doch die Taktik funktioniert nur vorübergehend. Auf Dauer beeinträchtigt sie das Wohlbefinden, denn sie ist weder gesundheitsfördernd noch gewichtsfreundlich und engt die Selbstwahrnehmung zu stark ein.»

Der Comfort-Eater brauche deshalb seelische «Wanderschuhe», sagt die Therapeutin: «In diesen Schuhen kann er sich auf eine Entdeckungsreise machen, die ihn näher zu sich selbst führen wird.» Für den Beginn dieser Reise ist es hilfreich zu wissen, dass sich die innere Instanz, die das Essen steuert, ausschließlich «am Jetzt orientiert», wie Margreth Brühl erklärt. «Gedanken an die Zukunft – beispielsweise an mögliches Übergewicht, an gewichtsbedingte Gelenkabnützung oder hohen Blutdruck – spielen im Moment des Essens keine Rolle.» Deshalb müsse man sich «Jetzt-Ziele» setzen, wenn man sich aus den Fängen des Comfort-Eatings befreien wolle.

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