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Halsschmerzen

Zu viel Antibiotika bei Halsweh

Infektionen der oberen Atemwege werden in den allermeisten Fällen durch Viren hervorgerufen. Dennoch verordnen immer noch viele Ärzte primär Antibiotika, die nur gegen Bakterien helfen. Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. schätzt, dass europaweit bei 70 bis 90 Prozent der Patienten mit einer akuten Nebenhöhlenentzündung Antibiotika verschrieben werden.

In Deutschland erhalten zwei von drei Patienten mit akuter Bronchitis von Anfang an ein Antibiotikum. Medizinisch sinnvoll ist das nicht. Zum einen gibt es keine Hinweise, dass eine pauschale Antibiotikatherapie irgendeinen Nutzen für den Patienten hat, zum anderen entstehen vermeidbare Nebenwirkungen, und es werden Resistenzen gefördert. Eine englische Studie an Patienten mit akuter Bronchitis zeigte, dass sich eine Antibiotikatherapie weder auf die Heilungszeit noch auf die Dauer der Arbeitsunfähigkeit auswirkte. Eine leichte Bronchitis lässt sich auch mit natürlichen Mitteln bekämpfen.

Klare Regeln für Antibiotika

Zudem sind die Regeln für eine Antibiotikaabgabe bei akuten Nebenhöhlenentzündungen eigentlich klar umrissen: Nur Personen mit unterdrücktem Immunsystem sowie sehr ausgeprägten Beschwerden und hohem Fieber sollten Antibiotika erhalten. Bei allen anderen sind symptomlindernde Maßnahmen der erste Therapieschritt: ausreichend Flüssigkeit, Inhalationen, Mittel gegen den Husten sowie allenfalls Schmerzmittel.

Auch eine Studie der Harvard Medical School in Boston mit fast 8200 Halsschmerz-Patienten ergab, dass die Abgabe von schweren und überflüssigen Medikamenten gang und gäbe ist. 60 Prozent der Kranken erhielten Antibiotika, obwohl nur bei 10 Prozent der Patienten eine sogenannte Streptokokken-Angina, also eine Infektion mit Bakterien, vorlag. Dadurch entstünden in den USA jährlich überflüssige Kosten von rund 40 Millionen Dollar.

Die Antibiotika bei einer Streptokokken-Infektion sollen die Ausbreitung der Erreger im Körper verhindern oder Folge-Krankheiten wie das rheumatische Fieber ausschließen. 

Mehr Akzeptanz für pflanzliche Mittel

«Die Compliance bei pflanzlichen Therapien ist oft höher ist als bei vielen schulmedizinischen Therapien», sagt Dr. Peter Schleicher, niedergelassener Allgemeinmediziner in Schwarzenbruck, in einem Gespräch mit Springer Medizin. Dies gelte umso mehr, je mehr Patienten gegenüber pflanzlichen Behandlungen aufgeschlossen sind. Und diese Zahl ist steigend. Bei den pflanzlichen Behandlungen nutzt Schleicher meist Kombinationspräparate, um eine möglichst breite Wirkung zu erzielen, beispielsweise eine Kombination aus Thymian und Efeu um den Schleim abzulösen und gleichzeitig die Bronchialmuskulatur zu entkrampfen.

Auch Primelwurzelextrakte und ätherische Öle verwendet er regelmäßig. Antibiotika kommen bei Schleicher erst dann ins Spiel, wenn der Patient wieder vorstellig wird und die Symptomatik sich verschlechtert hat. Die Dauer allein ist aber noch kein Hinweis auf eine bakterielle Infektion, erklärt Schleicher: «Eine Atemwegsinfektion kann auch mal zehn bis 14 Tage dauern. Das heißt nicht zwangsläufig, dass sie bakteriell ist."

Fragen Sie also gezielt nach dem konkreten Grund, wenn Ihnen der Arzt ein Antibiotikum verschreiben möchte. Bei Mandel-Rachenentzündungen und Fieber sowie Vorerkankungen wie COPD sollten Sie jedoch unbedingt einen Arzt konsultieren.

Quelle: aerztezeitung.de/NZZ am Sonntag/Springer Medizin
Letztes Update: 18.11. 2013